Resilienz in der Corona-Krise
Corona erschüttert unser Leben auf vielen Ebenen
Die Einschränkungen unserer Freiräume, Ängste um die Gesundheit und die medizinische Versorgung, die massiven wirtschaftlichen Auswirkungen, und die Einschränkung der soziale Begegnungen aktivieren bei vielen Menschen Stress und Ängste.
Corona betrifft uns auf vielen Ebenen:
Psychisch/ seelisch: Wir sind in unseren Grundbedürfnissen bedroht, durch den Verlust an Sicherheit, die Angst um unsere Gesundheit und die unserer Lieben, durch den Verlust von Autonomie und Freiraum und durch massiv eingeschränkte soziale Beziehungen. Die Medien versorgen uns mit vielen Informationen, einiges davon kann in Menschen Unsicherheit und Ängste hervorrufen. Wir sind täglich gefordert, uns psychisch wieder zu stabilisieren und den Optimismus nicht zu verlieren.
Familiär: Viele Mensch arbeiten derzeit und vermutlich für einen längeren Zeitraum im Homeoffice, die Schulen und Universitäten sind geschlossen, Kinder und Jugendliche müssen zu Hause lernen und vermissen den Kontakt zu Gleichaltrigen. Unsere älteren und betreuungsbedürftigen Angehören sind einsam und können nur mit dem Notwendigsten versorgt werden. Den Großteil unserer Zeit verbringen wir zu Hause und dabei stets mit den selben Menschen. Konflikte und Spannungen drohen gerade in beengten Wohnverhältnissen zu eskalieren. Wir benötigen klare und vereinbarte Strategien um Möglichkeiten des Rückzugs zu schaffen, wo man wieder „ausschnaufen“ und zu sich finden kann. Wir sind gefordert, ein passendes Verhältnis an Nähe und Distanz auf engem Raum zu gestalten.
Sozial: Durch die Ausgangsbeschränkungen und die Abstandsregel erleben wir eine komplette Einschränkung der sozialen Kontakte. Gerade soziale Beziehungen sind in Krisen DAS seelische Heilmittel, welches nun fehlt. Vielfach werden digitale Medien genutzt um sich zumindest zu hören und online sehen zu können. So können Kontakte virtuell gepflegt werden und Arbeiten im Team oder mit Kunden funktioniert mittels Online-Konferenzen. Dabei beobachten wir aber neue Herausforderungen an die Konzentration, den Aufmerksamkeitslevel und die Selbstorganisation. Virtuelle Kontakte können echte Begegnungen, Nähe und Umarmungen nicht komplett ersetzen. Zudem sind für viele Menschen diese Medien technisch nicht verfügbar und sie haben kaum Möglichkeit zur sozialen Teilhabe.
Wirtschaftlich und beruflich gibt es aktuell sehr unterschiedliche Belastungen: Zum einen jene die „runterfahren“ müssen, die bereits ihren Arbeitsplatz verloren haben, oder jene, die im Home-Office arbeiten und/oder in Kurzarbeit gehen mussten. Geschäfte und viele Betriebe mussten schließen und verlieren sämtliche Umsätze, was Unternehmer/innen und betriebliche Entscheidungsträger/innen vor existentielle Krisen und drastische Entscheidungen stellt. Andererseits gibt es jene, die „hochfahren“: Menschen, die in Grundversorgungsberufen wie Gesundheit, Pflege, Lebensmittelhandel, Logistik und spezifischer Produktionseinheiten arbeiten weit über den Belastungsgrenzen und mit gesundheitlicher Gefährdung. Zudem kommen große wirtschaftliche Bereiche wie Pflege und Landwirtschaft unter Druck weil die Arbeitskräfte aus anderen Ländern dringend fehlen.
Wir können wahrhaftig von einer massiven, globalen und disruptiven Krise sprechen, die unser Leben komplett auf den Kopf stellt, vieles ins Wanken geraten lässt und uns vor völlig unbekannte Fragen stellt.
Resilienzforschung
Die Resilienzforschung beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, wie Menschen Krisen durchleben, verarbeiten und welche persönlichen und äußeren Bedingungen es braucht, damit wir wieder gesund und im Idealfall sogar gestärkt und innerlich gereift aus einer Krise hervorgehen.
Als Resilienzforscher/innen fragen wir uns, wie Resilienz, im Sinne von innerer seelischer Stärke und Widerstandsfähigkeit in Menschen entsteht und wie sie in Veränderungen und Krisen einerseits wirksam wird und sich andererseits (weiter) entfalten kann. Wir gehen davon aus, dass Resilienz einerseits mit unseren persönlichen Grundneigungen in Zusammenhang steht und andererseits biographisch durch positiv bewältigte Krisenerfahrungen, im Idealfall wachsen konnte.
Zudem ist stets der systemische Kontext zu beachten: Was benötigt es also im Kontext, im systemischen Umfeld (Arbeit, Familie, Beziehung, Gesellschaft…), sodass Menschen ihre Resilienz bestmöglich leben und entfalten können?
Im umgekehrten Schluss gehen wir der Frage nach, welche Risikofaktoren es gibt. Was im Menschen und im Umfeld kann die Resilienz in einem negativen Sinn beeinflussen und eventuell sogar schwächen?
Wir gehen davon aus, dass eine hohe Ausprägung von Resilienz und den Resilienzfaktoren die psychische Verarbeitung von Krisen und im weiteren das Befinden trotz belastender Ereignisse positiv beeinflussen. Im Hinblick auf das Befinden gehen wir davon aus, dass selbst Befinden nicht immer konsistent ist: so kann es sein, dass wir uns im Hinblick auf unsere Arbeit komplett anders fühlen als im Hinblick auf unsere familiäre Situation oder unsere Zukunftsaussichten.
Der Resilienzcheck
Im Zuge unserer eigenen Forschungsarbeit der letzten Jahre haben wir zur Erfassung der Resilienz einen umfangreichen Resilienzcheck© entwickelt der sowohl persönliche als auch berufliche Resilienzfaktoren erfassen kann. Wichtig ist: Es gibt nicht DIE Resilienz, sondern eine Vielfalt von Resilienzfaktoren die sich dynamisch weiter entwickeln können. Gerade Krisen bieten Risiken für unsere Resilienz und unser psychisches Befinden aber auch unglaubliche Potentiale, innerlich daran zu wachsen und unsere Resilienz weiter zu entfalten. Der Mensch wächst mit seinen Krisen.
Folgende 12 Dimensionen erfassen wir mit unserem Resilienzcheck©:
- Optimismus
- Akzeptanz
- Lebenssinn
- Lösungs- und Zukunftsorientierung
- Reflexion und Selbstregulation
- Selbstsicherheit
- Gesunde Selbstfürsorge
- Empathiefähigkeit
- Tragfähige Beziehungen
- Bodenständigkeit
- Selbstwirksamkeit
- Umsetzungskompetenz
Sie erhalten zum Abschluss der Studie eine persönliche Auswertung Ihrer 12 Resilienzfaktoren.
Resilienz-Check: Beispielsauswertung